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Tatort Köln – Trautes Heim. Ein Hoch auf die Ehe.

Am Anfang des neuen Tatorts aus Köln wird ein kleiner Junge entführt. Uns schwant Böses.
Der nerdige Endzeit-Raumschiff-Enterprise-Kommentar tut sein übriges zu der Situation. Wir ahnen: hier passiert was ganz schlimmes.

Dann werden Freddy Schenk und Max Ballauf auf den Platz gerufen.
Die beiden braven Kommissare waten bald in einem schlammigen Etwas von Lügen, Unbeholfenheit und Verzweiflung. Die Mutter des entführten Jungen fällt vor allem dadurch aus, dass sie sich an allen möglichen Körperstellen ausgiebig kratzt. Etwas mehr Tiefe wäre ihrer Rolle angemessen gewesen.

Wir erfahren sehr rasch, dass der Vater des entführten Jungen ein Doppelleben mit anderer Frau, Sohn und Haus führt. Der erfahrene Tatort-Zuschauer ahnt rasch, wer der/die Täterin sein könnte.
Es ist nicht der IKEA-Wohnberater.

Die Story war anfangs interessant, weil ungewohnt modern verfilmt. Sandra Borgmann, den Fans unter uns aus „Berlin, Berlin“ bekannt, spielt die zweite Ehefrau mit herbem Charme und einer Stimme, die einen in den Wahnsinn treibt.

Aufgrund des schlechten Schlusses möchte man diesen Tatort sehr schnell vergessen. Ich wünsche den beiden Kommissaren endlich mal wieder einen tollen Fall.

P.S. Joe Bausch muss einfach sein, oder?

Tatort Frankfurt – Mädchengemüse

Beim Schauen des Tatorts „Wer das Schweigen bricht“ überwiegt in ganzer Schwere die Trauer über den Ausstieg der wunderbaren Nina Kunzendorf. Es ist doch einfach schade, dass die Autoren dieser tollen Schauspielerin die Rolle der Conny Mey nicht besser weiter entwickeln konnten. Wundern tut’s uns allerdings nicht: keine Actrice mag auf Dauer eine Figur spielen, deren einzige Kontur die spitzen roten Stiefel zu sein scheinen.

Die Geschichte ist so einfach nicht erzählt. Steyer soll einen Mord im Jugendgefängnis aufklären. Ein junger Libanese wurde umgebracht – und: ihm fehlen acht seiner Zehennägel. Was auf den ersten Blick wie grauenvolle Foltermethode aussieht, ist es auch auf den zweiten. Wer dermatologische Grundkenntnisse besitzt, tun wir das nicht alle?, erfährt dann rasch, dass nicht immer alles so ist, wie es aussieht. Es gibt eine Verfolgungsjagd, Schlägereien und einen tollen Stunt. Für einmal ein Tatort ohne Klamauk!

Joachim Krol spielt Steyer. Er tut dies in einer lauten, sabbernden, frustrierten und ungepflegten Art und Weise, dass er in mir (und anderen menschlichen Wesen) ungewohnte Reflexe hervorruft: Man möchte dieses Häufchen Übellaunigkeit zuerst einmal heiss baden, schrubben und rasieren und schlussendlich mit lauwarmen Schoggikuchen füttern. Im Ernst: Krol ist grossartig.

Der Abschied von Conny Mey ist dann auch schön gefilmt. Steyer läuft gut gelaunt einen Ziegelstein-Gang und trifft auf ein leeres Zimmer und – Mädchengemüse. Schluss. Aus. Fertig.

Tatort Saarbrücken: Eine Handvoll Paradies oder: „Ach Mutti, das Messer!“

Ich bekenne mich schuldig. Ich mag den Neuen. Und es ist mir scheissegal, was irgendwelche Leute auf Twitter von ihm halten. Ich mag diesen knuffeligen, pummeligen, blauäugigen und schusseligen Kommissar, der vom wunderbaren Devid Striesow gespielt wird.

Soweit so gut. Heute handelte der Tatort von einer Rockertöffbande. Wie wir alle wissen, zeichnet diese Spezies durch seltsame Gesichtsbehaarung, schwarze Lederbekleidung, schlechte Manieren und den Handel von Drogen aus; so auch in diesem Film.

Am Anfang spielt noch der sehr pockennarbige Claude-Oliver Rudolph als „Rüde“ (nomen est omen) mit. Der wird immer dann eingesetzt, wenn es wirkliches Spiel und wenig Text verlangt. Der Mann hat echte Durchschlagskraft. Dann endet er aber als Leiche. Stellbrink, der Kommissar unseres Vertrauens, ermittelt dann in diesem wichtigem Mordfall und sticht bald in einen Filz bestehend aus Drogenhandel, Prostitution und verdeckter Ermittlung.

Im Zentrum des Mordfalls steht die herb-schöne Taya; wir erinnern uns an Neil Jordans „Crying Game“. Sogar der schüchterne Kommissar verknallt sich ein klein wenig in die schöne Frau, was ihn allerdings nicht davon abhält, den Fall zu lösen und mit einem grossartigen Bluff die bösen Rocker des Mofaclubs hinters Licht zu führen und so gewaltig zu verarschen.

Für die Regie dieses Tatorts zeichnet wiederum Hannu Salonen verantwortlich. Dieser hat schon „Melinda“ und „Tango für Borowski“ gedreht, was man der entsättigten Bildsprache von weitem ansieht. Meinetwegen kann er damit weitermachen. Den Lomo-Look kennt ja noch nicht jeder. Eine Bitte hätte ich noch: Sandra Steinbach, die Gesichtsverleiherin von Nicole Dubois, der Staatsanwältin, ist eine Schauspielerin. Sie sollte etwas mehr leisten als herumstöckeln und Augen verdrehen. Das Zauberwort heisst Text.

Mein Fazit: ich will mehr von Striesow sehen. Meinetwegen kann er wieder einbandagiert, halbnackt oder als Osterhase herum laufen. Er ist einfach toll.

P.S: Männer, steht zu euren Bäuchen.

PPS. Ich will Margot zurück.

 

Lebwohl, Matula, du alte Gletscherspalte.

Am 11. September 1981 lief der erste „Matula“. So hiess die Serie nämlich bei uns zu Hause. „Ein Fall für zwei“ war uns immer zu lang.

Matula haben wir alle geliebt. Meine Mutter fand ihn sexy. Mein Vater bewunderte ihn, weil er sich laufend prügelte und nebenbei irgendwelche Blondinen vernaschte. Meine Schwester und ich fanden ihn cool. Schnell hatten wir das Gerüst der Serie durchschaut:

Jemand kommt zum Anwalt, hoffnungsloser Fall. Der Anwalt setzt Matula drauf an. Matula wird jedes Mal arg verprügelt. Zwischendurch spielt er in seinem Loft mit einer grosszügig bebrüsteten Frau Billard. Am Ende kommt der Klient frei und Matula und der Anwalt trinken ein Bier.

In der letzten Folge soll es nicht so sein. Hier werden ALLE verprügelt: der Anwalt, Matula, die Sekretärin, die nicht mehr Helga ist. Sogar Matulas Altersvorsorge, die Loft, geht in Flammen auf.
Was bleibt da noch übrig?

Matula lernt sogar noch SMS schreiben. Das ist einfach zuviel.

Übrig bleibt mir da nur noch ein letztes Grusswort an diesen Helden meiner Kindheit. Diesen Cowboy, den unerschütterlichen, drahtigen und sehr sehr faltigen Matula. Ich hab ihn so sehr gemocht. Er wird mir sehr fehlen, in dieser Welt der ewig blendend aussehenden 0815-Detektive.

Lebwohl, Matula!

Tatort Münster – Summ, summ, summ

Boerne kauft ein und schleppt Bananenspinnen in seine und Thiels Wohnung ein. Soviel, so gut. Wir leiden mit.

Wie immer ist der Plot verwirrend, voller Überraschungen und witzig.
Boerne und Thiel müssen also umziehen. Boerne nächtigt natürlich in einem Luxushotel, mangels Zimmer in der Honeymoonsuite. Diese ist derart geschmacklos dekoriert, dass man sich für Boerne nur freuen kann, dass er alleine dort schläft.

Thiel darf währenddessen bei Vaddern Thiel übernachten. Dort lernt er auch gleich zwei Verdächtige kennen: Manni und einen Bienenschwarm, den Vaddern adoptiert/geklaut hat.

Wir erfahren einmal mehr, was für eine wunderbare Frau Alberich ist und die Frau Staatsanwalt definitiv nicht mehr alle Tassen im Schrank hat und privat eine Räucherkammer betreibt.

Etwas verhalten lachen wir über Roland Kaiser, der eine wirklich gute Sprechstimme hat, aber schauspielerisch nicht sehr viel mehr als ein Grenzstein auf dem Julierpass zu bieten hat. Mein persönliches Highlight ist Peter Clös, der den Arachnologen Dr. Reiser gibt: kauzig, witzig und herzerweichend! Fritzi Haberlandt, die eine grossartige Mimin ist, aber hier auf den verrückten, tätowierten Groupie beschränkt wird, überzeugt leider nicht. Schade.

Das Drehbuch von Cantz und Hinter war besonders am Anfang sprühend von witzigen Einfällen. Schön wäre gewesen, sie hättens bis zum bitteren Ende durchgezogen. Die Regie von Kaspar Heidelbach wusste nicht gross zu überraschen.

Überhaupt, die Sache mit den Tätowierungen ist so eine Sache für sich. Roman König aka Roland Kaiser, böse Menschen vergleichen den Plot auch mit dem Fall Kachelmann, lässt seine vielen Frauen mit einer blauen Tulpe stechen. Die Kuhherde. Sehr witzig. Wir haben alle sehr gelacht. #not

Natürlich haben auch die tollen Spinnen nochmals einen Auftritt. Wäre ja alles auch zu einfach gewesen.

Tatort Münster: Warum ich Boerne liebe

Boerne ist ein Arschloch.
Das weiss so ziemlich jeder, der ihn zum ersten Mal im Tatort sieht.
Darum schlägt ihm unser aller Thiel auch mal zur Begrüssung eine Krone raus.

Im Ernst: Karl-Friedrich Boerne, von minderjährigen Lolita-Verwandten auch „KaEff“ genannt, ist toll. Er hat einen anständigen Job (Pathologe, er schnippelt also an Leichen herum), besitzt ein Haus, mag schöne Dinge, fährt ein tolles Auto und ist Bartträger.

Was will frau noch mehr?

Er hat zwar ein seltsames Verständnis von Privatsphäre, d.h. dass er schon mal kurz die gesalzene Butter von Thiel gegen ungesalzene austauscht, weils ja schliesslich gesünder ist. Er liebt Wagner in voller Lautstärke und verleiht so jeder Bewegung Pathos. Er ist nett und charmant zu seiner Mitarbeiterin Frau Alberich (naja, beisszangig triffts eher) und er ist Single.

Die Zahl seiner Feinde vor dem Fernseher ist gross. Besonders männliche Tatort-Fans finden den exaltierten Professor zum K…ugeln. Anders kann ich mir die Zerrisse von Jan Josef Liefers Schauspielkunst nicht erklären. Ich jedenfalls freue mich auf jeden neuen Tatort aus Münster, gerade weil Boerne und Thiel witzig sind. Bierernst können wir doch auch noch sein, wenn wir im Sarg liegen.

So bleibt mir zum Schluss nur eines: bleibt cool, Jungs. Kauft euch einen guten Anzug, wenn möglich nicht bei H&M, saugt mal wieder euer Auto und wechselt die Bettwäsche. Dann klappts vielleicht auch mit einem Boerne-Groupie.

Tatort Leipzig: Schwarzer Afghane – oder wenn Schlauchbootlippen auf Phallussymbole treffen

Ich bin noch immer kein Fan von Simone „Schlauchbootlippe“ Thomalla. Aber: ich bin lernfähig.
Martin Wuttke als Andreas Keppler ist immer toll und wenn man sich den Bildschirm zuhängt, ist auch Thomallas ästhetische Selbstzerstörung erträglich.

Auf einem Feld verbrennt ein Mann. Das ist tragisch.
Dass Keppler gerade aus den Ferien zurückkommt und mit seinem Koffer am Zoll stecken bleibt, ist ebenfalls tragisch. Noch tragischer ist, dass der gute Mann den ganzen Fall über kein frisches Hemd anzieht. Wenn Sie mich fragen, ist der Keppler ein fertiger Grüsel.

Keppler und Saalfeld machen sich also auf die Suche nach dem Mörder des Mannes, der offenbar mithilfe von weissem Phosphor verbrannt wurde. Meine Lieblingsszene ist jene, wo Eva Saalfeld in ihren schwarzen Pumps über ein schmales Brett balanciert, um ein Handy aus einem Bach zu fischen. Ganz grosses Kino.

Der Mörder ist natürlich nicht Sylvester Groth. Und auch nicht Anatole Taubman. Nein. Der Mörder ist selbstverständlich jene Person, die am unschuldigsten, weil nerdigsten, auf den geneigten Zuschauer wirkt.

So müssen dann doch im Namen des Terrors noch einige Menschen über die Klinge springen, unter anderem die sexy Physiklehrerin, die auch noch barbrüstig in ihrem tollen Bett in ihrer tollen Wohnung zu sehen ist. Shit happens. Muss an den Phallussymbolen liegen, die in den Badewannen gelagert werden.

Mein Fazit: Der Tatort aus Leipzig macht mir zunehmend Spass und nebenbei kann ich super meine Steuererklärung machen. Und das ist ja auch was wert.

Tatort: Willkommen in Hamburg – Kann ich meinen Rollstuhl wieder haben?

Das werden wohl die meisten Zuschauer der ARD gedacht haben, während sie diesen einen, ersten Tatort mit dem ach so talentierten, nuscheligen und einst so wunderschönen Til Schweiger sahen.

Ich bin definitiv kein Til-Schweiger-Fan. Ich würde nicht behaupten, dass ich ihn hasse. Aber verstehen tue ich ihn auch nicht. Kein einziges Wort. Und das liegt nicht daran, dass ich Schweizerin bin.

Umso gespannter war ich auf den 865sten Tatort mit dem Titel „Willkommen in Hamburg“. Natürlich gehts um Prostituierte. Wie könnte es auch anders sein? Im guten deutschen Tatort erkennt man sie übrigens daran, dass sie rot oder leopardenfarbig gekleidet sind.

Til Schweiger ist Nick Tschiller. Warum auch immer.
An seiner Seite spielt Fahri Yardim Yalcin Gümer. Und er macht das grossartig. Für mich ist Yardim das Highlight dieses Tatorts, auch wenn eine gewisse Gefahr besteht, dass er in zukünftigen Folgen einfach den Comic Relief gibt. Gottseidank gibts nur eine Folge pro Jahr.

Christoph Darnstädt hat das Drehbuch geschrieben. Dass er das kann, verwundert ja wohl keinen, hat er doch schon „Das Experiment“ und einige Borowski-Drehbücher verfasst. Ich mein‘, für Sätze wie „Kann ich meinen Rollstuhl wieder haben?“ oder „“Wer hat das Rolli-Taxi bestellt“ gebührt diesem Mann ein Bambi. Mindestens.

Christian Alvarts Regie gefïel mir sehr gut. Zwar ist das dämliche Geballere nicht so mein Ding, doch die Kamerafahrten, die ruhigen Momente und der Showdown machten mir Spass.

Mein Fazit: Til Schweiger ist definitiv austauschbar. Ich habe mehr oder weniger keinen einzigen Satz verstanden, den er gesprochen hat. Vielleicht sollten für solche Fälle wirklich Untertitel aufgeschaltet werden. Dann sind wir Schweizer mit unseren unverständlichen Tatorten wenigstens nicht mehr alleine.

Tatort Bremen – Der Puppenspieler

Schon lange nicht mehr habe ich einen derart dichten und spannenden Tatort mehr gesehen.
Die Geschichte ist, wie es sich für einen guten Plot gehört, schnell erzählt:
Schnieker Richter (Christoph M. Orth) schläft mit Lolita. Diese filmt mit ihrem Freund den Geschlechtsakt. Der Freund, ein lockiger Beachboy, wird ziemlich brutal von einem Killer getötet. Auch das Mädchen schwebt in Todesgefahr, wird aber von Assistent Stedefreund gerettet.
Am Ende zieht sich das Netz um den Richter zu. Zwar scheint ihn ein Herzinfarkt vorerst zu retten, doch kurze Zeit später stürzt er sich aus einem Fenster des Spitals.

Inga Lürsen ist beileibe nicht meine Lieblings-Tatort-Kommissarin. Ich fand die Bremerin bisher immer eher etwas verbraucht, biestig und vor allem langweilig.Heute habe ich meine Meinung revidieren müssen.Das hat mehrere Gründe

  • Marcus Kanters Kamera ist wunderbar. Sie ist nüchtern, schnörkellos, aber direkt und effektiv. Sie wirkt ruhig und fängt doch ein, was wichtig ist. Einfach wunderbar.
  • Christian Jeltichs Drehbuch begeistert mich. Wundern tut es mich nicht. Schliesslich hat der Mann sehr viel Erfahrung und einige Bremer und Münchner Tatorte geschrieben. Seine Dialoge gefallen und sorgen für gemässigtes Amüsement. Von Dialogen wie diesem „Mach ich Sie nervös? Ich mein‘, so als Mann?“ will ich bitte mehr hören
  • Antoine Monot jr. ist mein heimlicher Held. Einige kurze Auftritte. Ein beleibter, geschmeidiger Mann mit Bart, mit Heldentenor und gekleidet in gutem Zwirn erfreut frau meistens. Ich hoffe auf eine Fortsetzung in Bremen, so gern ich den Stedefreund mag
  • Inga Lürsen ist mal endlich weiblich und nicht immer nur verbiestert. Siehe Punkte 3.

 

So bleibt für mich zumindest am Schluss ein Hoffnungsschimmer, dass auch weiterhin tolle Tatorte aus Bremen kommen. Toll, was öffentlich-rechtliches Fernsehen kann.

Tatort Luzern – kein Anschluss unter dieser Mundart

Fasnacht in Luzern. Alle sind besoffen. Und die, die noch nicht besoffen genug sind, vögeln herum. Das macht Reto Flückiger, ehemals Kantonspolizei Thurgau, hässig und uns Zuschauer neidisch.

So erfahren wir, dass Liz Ritschart lesbisch ist. Eine sehr wichtige Info. Und wir begreifen, dass Reto Flückiger Fasnacht nicht mag. Zumindest die Lozärner Fasnacht nicht. Aber wie wir wissen, ist er ja ursprünglich Thurgauer, obwohl er einen Zürcher Dialekt spricht. Bei der Thurgauer Fasnacht gibt’s nämlich keine Poesie, sondern nur Schläge, Alkohol und Herumgeschreie. Warum stellt er sich also in Luzern so blöd an?

Was dem Zuschauer in Erinnerung bleibt, sind die Bilder von Orgien, Masken und Alkohol. Ist das wirklich die Schweiz? (Im Ernst, in Luzern ist es noch heilig. Kommt bloss nie in die Ostschweiz, Freunde.) Wird einer vergewaltigten Frau wirklich von der Polizei die Hilfe verweigert? (Nein!)

Wir lernen auch: Zünftler sind ein böser, verschworener Männerhaufen. Da ich eine Frau bin, kann ich dies leider nicht entkräften. Wozu Zünfte in der heutigen Zeit noch dienen, versteht eh niemand.

Die Bilder sind toll. Ich mag die Kameraeinstellungen. Wirklich wunderbar! Die Szenen mit den hochmotivierten (#nicht), weil verkaterten, Polizeibeamten sind doch einfach köstlich.
Mit dem Drehbuch bin ich nicht wirklich glücklich. Zwar find ich die Dramaturgie interessant, aber die letzten 15 Minuten sind doch echt für die Katz. Sorry. Was soll die Geschichte mit dem Marlene-Dietrich-Transidenten-Verschnitt? Das ist doch einfach nur schlecht und riecht nach Schweigen der Lämmer.

Aber im Ernst. Das wirklich nervige an diesem Tatort war die Synchronisation. Meine deutschen Freunde sind genervt, weil man sie für zu blöd hält, unseren Zungenschlag zu verstehen. Warum kann man den Schweizer Tatort nicht einfach im Original auf ARD ausstrahlen? Warum nicht den Livestream sofort über Twitter verbreiten?

Ich mein, wir Schweizer und Deutsche haben nicht wirklich viel gemeinsam. Nur den Tatort. Den lieben wir. Vielleicht ist diese Krimiserie doch mehr als eine Kapell-Brücke zwischen verschiedenen Welten.