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Tatort Luzern – kein Anschluss unter dieser Mundart

Fasnacht in Luzern. Alle sind besoffen. Und die, die noch nicht besoffen genug sind, vögeln herum. Das macht Reto Flückiger, ehemals Kantonspolizei Thurgau, hässig und uns Zuschauer neidisch.

So erfahren wir, dass Liz Ritschart lesbisch ist. Eine sehr wichtige Info. Und wir begreifen, dass Reto Flückiger Fasnacht nicht mag. Zumindest die Lozärner Fasnacht nicht. Aber wie wir wissen, ist er ja ursprünglich Thurgauer, obwohl er einen Zürcher Dialekt spricht. Bei der Thurgauer Fasnacht gibt’s nämlich keine Poesie, sondern nur Schläge, Alkohol und Herumgeschreie. Warum stellt er sich also in Luzern so blöd an?

Was dem Zuschauer in Erinnerung bleibt, sind die Bilder von Orgien, Masken und Alkohol. Ist das wirklich die Schweiz? (Im Ernst, in Luzern ist es noch heilig. Kommt bloss nie in die Ostschweiz, Freunde.) Wird einer vergewaltigten Frau wirklich von der Polizei die Hilfe verweigert? (Nein!)

Wir lernen auch: Zünftler sind ein böser, verschworener Männerhaufen. Da ich eine Frau bin, kann ich dies leider nicht entkräften. Wozu Zünfte in der heutigen Zeit noch dienen, versteht eh niemand.

Die Bilder sind toll. Ich mag die Kameraeinstellungen. Wirklich wunderbar! Die Szenen mit den hochmotivierten (#nicht), weil verkaterten, Polizeibeamten sind doch einfach köstlich.
Mit dem Drehbuch bin ich nicht wirklich glücklich. Zwar find ich die Dramaturgie interessant, aber die letzten 15 Minuten sind doch echt für die Katz. Sorry. Was soll die Geschichte mit dem Marlene-Dietrich-Transidenten-Verschnitt? Das ist doch einfach nur schlecht und riecht nach Schweigen der Lämmer.

Aber im Ernst. Das wirklich nervige an diesem Tatort war die Synchronisation. Meine deutschen Freunde sind genervt, weil man sie für zu blöd hält, unseren Zungenschlag zu verstehen. Warum kann man den Schweizer Tatort nicht einfach im Original auf ARD ausstrahlen? Warum nicht den Livestream sofort über Twitter verbreiten?

Ich mein, wir Schweizer und Deutsche haben nicht wirklich viel gemeinsam. Nur den Tatort. Den lieben wir. Vielleicht ist diese Krimiserie doch mehr als eine Kapell-Brücke zwischen verschiedenen Welten.

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