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Tatort Luzern: Zwischen zwei Welten

Zunächst einmal die gute Botschaft: Dank des neuen Tatorts aus dem heimeligen Luzern wissen wir jetzt, dass native Schweizer super fluchen, schreien, kotzen und Bier saufen können – je nach Alkpegel sogar gleichzeitig.

Die etwas weniger gute Nachricht ist, dass der Tatort aus Helvetien nach all den Jahren noch immer bleiern, verstaubt und vor allem uninteressant daherkommt. Dabei wäre die Ausgangslage so vielversprechend gewesen:

Eine rothaarige Frau wird tot aufgefunden. Sie hat 3 Kinder von 3 (in Worten: drei) unterschiedlichen Vätern. Das ist fürs Schweizer Mittelland und eine etwas verschlafene Stadt wie Luzern ein einigermassen hoher Wert. Aber ich schweife ab.

Unsere Tote hat sehr interessante Ex-Männer. Einer davon ist ein etwas gruseliger Mike-Shiva-Verschnitt, ein anderer ein schicker Hipster mit rotem Bart und ergrautem Brusthaartoupet, der dritte ein engagierter Anti-Feminist. Letztere sind in der schönen Schweiz nicht so selten, wie man vielleicht denken mag, denn irgendwer war ja schliesslich früher gegen das Frauenstimmrecht.

Umso schwerer wiegt die Entscheidung des Opfers, mit Kind, Kegel und schlechter Synchro nach Indien auszuwandern.

Unser Kommissar, gespielt von Stefan Gubser, der mit Verlaub noch immer zu den ansehnlicheren Schweizer Männern gehört, lebt gerade eine Post-Midlife-Crisis durch. Dementsprechend unrasiert marschiert er durch den Film und wir bangen immer wieder mal ein wenig, aber nicht zuviel, um seine psychische Ausgeglichenheit.

Natürlich mag ich Ihnen die Auflösung nicht verraten. Nur so viel: Sie verpassen nicht viel, wenn Sie diesen Tatort nicht schauen. Lesen Sie mal wieder ein Buch, gehen Sie mit dem Hund raus oder schenken Sie Ihrem Lebensabschnittbegleiter unerwarteterweise einen anständigen Blowjob. So ist uns allen geholfen und wir sparen sogar noch etwas Strom.

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