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Viva Volksmusik oder Anachronismus live im Schweizer Farbenfernsehen

Am Samstagabend war endlich Première für eine neue Samstagabendshow. Was haben wir gewartet! Wie sehr haben wir uns darauf gefreut! Endlich. Das Leben hat wieder einen Sinn.

Sie denken, ich spreche von „Wetten, dass…?“ Nein. Mein viel geliebtes Schweizer Farbenfernsehen hat für einmal eine Samstagabendkiste gestartet, die NICHT von Sven Epiney (und leider nicht von Nik Hartmann) moderiert wird. „Viva Volksmusik 2012“ heisst das Vehikel, welches wie ein Anachronismus in der aktuellen Fernsehlandschaft herumsteht. Der Mann des Abends hiess Nicolas Senn, seines Zeichens Wunschenkel der Generation über 75. Er ist Thurgauer, spielt Hackbrett und dies ist wohl auch der Grund, warum die Programmverantwortlichen dachten: Hey, dieser Junge bringt’s.

Nicolas Senn trat gegen eine harte Konkurrenz an. Markus Lanz moderierte zum ersten Mal die Post-Gottschalk-Wetten, dass…?-Show und war so in aller Mund. Und auf irgendeinem Privatsender eierten besagter Gottschalk, Bohlen und Konsorten herum. Wie soll so was gut gehen? SF1 hat die Lösung und fängt fünf Minuten vor „Wetten, dass…?“ mit der Sendung an.

Das Rezept des Schweizer Farbenfernsehens ist einfach: man miete die grosse Halle in Kreuzlingen, lasse Blasmusik und Formationen wie die Kapelle Oberalp und die Alderbuebe aufspielen, drücke Lisa Stoll ein Alphorn an den Mund und belebe Kliby mit neuem Leben. Das macht Spass. Das bringt Quoten und macht alle glücklich.Was auf den ersten Blick hanebüchen aussieht, hat aber einen seltsamen Charme. Nicolas Senn ist weiss Gott kein erfahrener Showmaster. Er ist kein Entertainer. Er ist jung.

Die nahtlose Aneinanderreihung von Musikstücken ist ungewohnt und entspannend. Kein sinnloses Gerede. Keine Floskeln. Während auf ZDF das Sitzfleisch der Zuschauer strapaziert wird, juckt bei den Eidgenossen das Tanzbein und man hat plötzlich Lust auf eine Bratwurst.

Von Dani Häusler und seiner SF-Husmusig hätte ich gerne mehr gesehen, ebenso vom wunderbar unverbrauchten Knackeboul. Martina Linn mit ihrem Song „Mary-Ann“ war ebenfalls ein unerwartetes Highlight. So was tut man sich auch gerne an, wenn man nicht viel von Volxmusik hält.

Ich wünsche Nicolas Senn, dass er genügend Unterstützung und möglicherweise Entspannungstraining erhält, damit er in Zukunft gleichzeitig spritzig und etwas lockererer im Fernsehen auftritt. Dann wird das nämlich echt was.

 

 

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