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TV Real macht Ferien – Vom Essen, Trinken und Geniessen

Das Wichtigste, meiner Meinung nach, an gelungenen Ferien ist die Verpflegung. Vielleicht klingt da die einst erlebte (und etwas traumatisierende) Sommerlager-Küche der katholischen Jugendlager nach. in Massenlagern schlafe ich mittlerweile nur noch bei Zivilschutzübungen. Ich mag Hotelzimmer mit Badewanne, grossem Balkon, Sicht auf irgendeinen tollen See oder die Berge sowie Betten mit harten Matratzen.

Wenn mir deutsche Freunde von der „Servicewüste Deutschland“ erzählten, zuckte ich früher die schultern und dachte daran, wie toll wir es doch in der Schweiz haben.
Heute sehe ich das ein wenig nüchterner. Es ist zwar nicht so, dass man angeschnauzt wird, nur weil man sich in ’ner Bar ein Bier bestellt und die Bedienung grad ihre Tage hat. Doch gerade im Segment der gehobenen Mittelklasse gibt’s durchaus Verbesserungspotenzial. Besonders zu erwähnen sind hierbei Kellner, die keine Zeit finden, den überteuerten Amarone nachzuschenken und das meiner Begleitung überlassen. Rezeptionistinnen (mit breitem Bernerdialekt notabene), die einem mal kurz an den Latz knallen, dass man für die exklusive Disco im Haus zu alt ist (wär wahrscheinlich jeder, der im Sitzen pinkeln kann). Diese zwei gehören ebenfalls in die Sparte: verzichtbar.

Ich vermisse die Herzlichkeit, die man gerade in Italien oder Österreich im Übermass antrifft, den unbedingten Wunsch, seinen Gast gut zu behandeln sowie die Bereitschaft, hin und wieder das Hotel so zu renovieren, dass zumindest die Risse an der Wand überdeckt werden.

Es gibt natürlich auch sehr viele löbliche Ausnahmen. Witzigerweise habe ich aber in jenen Hotels gerade deutsche Angestellte als besonders fähig, arbeitsam und kundennah erlebt. Seltsam, liebe Schweizer, wa?

Vielleicht hat die ganze Service-Diskussion aber auch mit dem Klientel der jeweiligen Ferienorte zu tun. Nehmen wir beispielsweise Interlaken, das sich in zwei total gegensätzliche Teile aufzuspalten scheint: Da ist der Südteil, der von Backpackern jeglicher Couleur bevölkert wird. Hier konzentriert sich die Kundennähe nur darauf, den jungen Menschen möglichst viele risikoreiche Sportarten anzubieten (auf dass sie sich alle glorios die Hälse brechen und dann als Kurgäste in die „guten“ Hotels wiederkehren). Währenddessen ist die nördliche Hälfte Interlakens längst in indisch-japanischer-nahöstlicher Hand. Wenn man in der Lounge des Hotels Krebs sitzt, kommt man sich wirklich vor wie inmitten eines arabischen Edelbasar: zahllose Damen in schwarzen Burkas schwirren durch die Gegend, immer begleitet von mindestens einem oder zwei äusserst schlecht gekleideten, bärtigen Herren (ironischerweise im Ami-Stil: kurze Hosen und hässliche bunte Hemden).

Ein anderes Kapitel ist Lugano, das sich sehr gerne als St. Tropez der Alpen sieht, was es ja auch durchaus ist. Hier trifft man weitaus seltener asiatische Gäste, dafür finden sehr viele Holländer den weg hierher. Dies hat durchaus drastische Wirkungen auf die gastronomischen Anstrengungen in den Hotels. Da werden fähige Barkeeper weg rationalisiert, weil es sie schlicht und einfach nicht mehr braucht: der belgisch-holländische Durchschnittsgast ist zufrieden mit einem Bier. Obwohl diese Gäste sehr leutselig sind, ist es doch ein harter Schlag aufs Auge, wenn man dann mit ihnen den Frühstücksraum teilen darf. Feinripphemd, kurze Hose und weisse Socken in den ausgelatschten Kunstledersandalen sind leider keine Seltenheit.

Als mittlerweile geübte Hotelgängerin kann ich nur empfehlen, nichts auf Sterne oder dergleichen zu geben. Sterne kann man nämlich von Weihnachten her aufbewahren, sie von Mercedeshauben abschrauben und bei Bedarf an die Front des Hauses nageln.

Viel mehr zählt meiner Meinung nach eine Spezialisierung des Hotels. Dann hat man nämlich als Gast wirklich die Chance, auf Gleichgesinnte zu stossen. Ein Beispiel gefällig? Eines meiner liebsten Hotels in der Schweiz, das Royal St. Georges in Interlaken, ist dem Label „Swiss Historic Hotels“ zugehörig. Das Ambiente stimmt, man fühlt sich wie in einer anderen Welt. Die Zeit des Jugendstils ist allgegenwärtig, die Küche grossartig und der Service lässt keine Wünsche offen. Dank dieses Labels bin ich nun auf eine weitere Perle der Schweizer Hoteliers-Kunst gestossen: das Romantikhotel Schweizerhof in Flims-Waldhaus. Auch hier gibt’s nichts zu klagen über den Service. Das Interieur des Hotels ist liebevoll gepflegt, die Mitarbeiter sehr aufmerksam.  Hier wird die Geschichte wirklich gelebt und als Autorin wird man geradezu verwöhnt mit Inspiration. So machen Ferien wirklich Spass!

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