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Giev me more Gernstl.

Wer aufm Dritten hin und wieder her schaut, der kennt ihn. Den Gernstl. Das ist so ein grauhaariger Typ, der breit bayrisch redet, eine Brille trägt und eine weiche, warme Stimme hat.

Wie ich auf’n Gernstl gekommen bin? Ich erinnere mich an einen Abend bei Freunden. Wir sitzen da, trinken Bier. Wir reden so daher, als Kai, von Beruf Schreiner und Filmfan, vom Gernstl erzählt. Er habe sich so amüsiert, als der Gernstl mit den Norddeutschen aneinander geraten sei. Warum das denn, frage ich arglos. Was interessiert mich einer, der Streit mit anderen anfängt?

Nein, nein, meint Kai. Die hätten gar nicht gestritten. Die wollten nur nicht mit ihm reden, wegen der Fähre. Ich verstehe nur noch Bahnhof. Dann erklärt mir Kattja, Kais Freundin, Sozialpädagogin, dass Kai seit einiger Zeit „Gernstls Deutschlandreise“ schaue und total begeistert davon sei. Die Art und Weise, wie der Kai vom Gernstl sprach, erinnerte mich an Geschichten über alte Freunde. Ich war neugierig geworden.

Auf BR3 wurde ich schliesslich fündig und – sofort süchtig. Franz Xaver Gernstl, wie der gute Mann heisst, ist Dokumentarfilmer,Produzent und Fahrer eines roten VW-Busses. Er und sein Team (HP Fischer und Stefan Ravasz) fahren in „Gernstls Deutschlandreise“ der Grenze entlang und treffen auf wirklich interessante Menschen. Gernstl fliegt, donnert mit dem Bob durch den Eiskanal, spricht mit den verschiedensten Originalen und Künstlern. Er trifft auf den Fischer, den Bildhauer und – meinen Favoriten: Luigi Colani…immer wieder sanft und passend untermalt von „Haindling“.

Die Menschen öffnen sich ihm wie Blumen. Sie reden, philosophieren, sind sich selbst und unglaublich sympathisch. Eigentlich, so habe ich mir gedacht, wäre „Gernstls Deutschlandreise“ der Einstieg, um unsere nördlichen Nachbarn nicht nur zu akzeptieren, sondern zu mögen und sogar zu lieben.

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