Seit Montag werden wir endlich nicht mehr länger auf die Folter gespannt. Er ist zurück: der Messias der Sarkasten, der Guru aller Hypochonder, das Sexsymbol: Gregory House M.D.
Die einen unter Ihnen, jene die mit wenig schwarzem Humor von der Natur ausgestattet wurden, werden nun sagen: „Was, dieser unrasierte, glubschäugige Scheisskerl? Der kann mir sowas von gestohlen bleiben!“ Die anderen jedoch, ich nenne sie Freunde, sind mit mir einig, dass das Fernsehleben so wieder Sinn macht. Was den einen Grey’s oder Housewives ist, ist uns der grantige und dennoch tiefst sensible Doktor, der im Princeton Memorial, leider keine reale Institution, praktiziert.
Bereits gibt es jede Menge gehaltvoller Fan-Bücher wie beispielsweise die House-Apotheke oder das House-Buch für Hypochonder, die es dem Süchtigen ermöglichen, lesenderweise mit seinem Idol in Kontakt zu bleiben.
Doch warum ist House M.D. ein solcher Erfolg?
Meine Mutter beispielsweise gehörte zu jener Spezies, die ihn HASSTE, was wohl daran lag, dass sie Ärzte allgemein zum Kuckuck wünschte. Mein Hausarzt, ein Mann mit Kultur und Biss, dem ich alles zutraue, nur nicht den Serienabend auf SF2, findet House geil, lehrreich und nicht unrealistisch, was die Lebenshaltung des vicodinabhängigen Mediziners betrifft. Seitdem ich das weiss, schaue ich House noch lieber an. Und ich nehme an, es geht auch andern so.
Was erwartet den Seriensüchtigen ab April?
Zuerst einmal bekommen wir in langen Einstellungen mit, wie House den Vicodinentzug durchzieht. Mich erinnern die Bilder in ihrer Intensität an einen meiner Lieblingsfilme: French Connection II. House ist schliesslich clean. Doch er wird nicht einfach so entlassen. Nein, es kommt noch schlimmer (oder sollte man sagen: alles kommt endlich besser?).
Der Alltag in der Psychiatrie wirkt auf mich wie eine Verniedlichung von Awakenings, nur mit dem kleinen Unterschied, dass hier nicht Robert de Niro und Robin Williams tränendrüsendrückenderweise wirken, sondern Hugh Laurie in seiner Paraderolle als Arschloch-Arzt. Ich ertappte mich immer wieder dabei, wie ich hoffte, House würde die Erkrankungen seiner Mitpatienten diagnostizieren und dem Chefarzt so beweisen, wie genial er wirklich ist. Dazu kommt es auch, aber es wird zu einer wahren Katastrophe. Ich sage nur: Superman.
Ein wenig neidisch muss ich bemerken, wie gut trainiert Hugh Laurie trotz seiner 50 Jahre ist. Dies fällt nicht nur in der Liebesszene mit Wuppertal-Schätzchen und Bourne-Identity-Star Franka Potente an seiner Seite auf.
Der Soundtrack ist wie in den vorangegangenen Staffeln stark. Im Gegensatz zu Grey’s, die vor ein paar Wochen startete und mehr Teekränzchen mit Einlauf war, ist House M.D. starker Tobak. Wer, so wie ich, schändlicherweise, erwartet hat, dass den Drehbuchautoren nicht mehr viel Neues einfällt, hat sich getäuscht. Die Startfolgen der sechsten Staffel sind sensibel und ironisch zugleich gedreht. House M.D. ist tot. Es lebe Gregory!!
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