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Tatort Hamburg – Tod auf Langenoog

In längst vergangenen Zeiten, als noch unser aller Stoever und Brocki in Hamburg ermittelten, war alles so harmonisch. So süss. Alles war gut.

Jetzt wirkt der Falke.
Alles ist anders. Sogar mit Hipstern müssen wir uns rumschlagen. Das ist nicht lustig.

Diese Tatort-Folge ist nicht per se schlecht.
Ich würde allerdings behaupten, dass wir es hier mit einem sogenannten Photographen-Tatort zu tun haben. Sie wissen schon, diese Jungs, bärtig, die Mädels bebrillt, begeistert und unverstanden.

Wenn Sie der Storyline nicht folgen konnten, so wie ich, shame on me, haben Sie sich zumindest an den WUNDERBAREN Bildern gütlich tun können.

Nein, wirklich!
Diesen Tatort sollte man sich auf einer Kinoleinwand ansehen dürfen.

Die Geschichte ist rasch erzählt.
Halbnackter Junge wird neben der Leiche einer Frau gefunden.
Irgendwer hat die Frau umgebracht.
Wir haben schnell eine Vorahnung.
Ist es wirklich der Junge? Oder gar die Kommissarin mit der schicken Brille?
Und was hat Jean Améry damit zu tun??

Das Ende ist gleichsam banal wie vielsagend über die Lage Deutschlands.
Bitte weitermachen.

„L’expérience Blocher“ oder wie Bilder einen gefangen nehmen

Kino ist seit längerem nicht mehr mein Ding. Ich nehme an, das Älterwerden zollt seinen Tribut und Kinositze sind ja wirklich nicht das Gelbe vom Ei. Und überhaupt: Filme machen nur Spass mit der Katze auf dem Schoss.

„L’expérience Blocher“ heisst der Film von Jean-Stéphane Bron. Der Dokumentarfilmer begleitet den Politiker Blocher und eröffnet dem Zuschauer eine Welt, von der er manchmal nicht ganz genau weiss, wie er sie einordnen soll.

Der Film wurde im Vorfeld vor allem von politischen Gegnern zerrissen, nicht selten in Kombination mit Sätzen wie „Ich habe ihn nicht gesehen und werde ihn auch nicht sehen“. Das machte mich neugierig, vor allem weil ich als Filmfan mir doch lieber selber ein Bild mache, anstatt mich belehren zu lassen, was gut für mich ist und was nicht.
Ich gebe es zu: als Blocher-kritische Bürgerin ist der Film nicht leicht verdaulich. Blocher in Grossformat auf der Leinwand zu sehen, mag für empfindliche Gemüter nur schwer zu ertragen sein. Aber der Filmbesuch lohnt sich dennoch. Sehr.

Zum einen erwarten einen grossartige Landschaftsaufnahmen. Man ertrinkt beinahe in diesen tiefgrünen Wäldern, die man von oben herab sieht. Die Strassen, der Rheinfall, die Aufnahmen im Bundeshaus, Blocher „eingerahmt“ in der Türe neben seinen Anker-Bildern – perfekte Bildkomposition.
Dann ist da die Stimme des Filmemachers. Sie ist sanft und beruhigend. Sie führt einen sicher durch alle Untiefen, peinliche und intime Momente, gleich einem Fährmann. Auch der Soundtrack ist zielsicher. Er berührt, lässt Gänsehaut zurück.
Mein Hauptpunkt, diesen Film sehen zu müssen, ist gleichzeitig eine Kritik der Vorwürfe von kultur(be)schützenden politischen Gegnern. Ich bin weiss Gott kein ironischer Mensch, aber wer diesen Film für Pro-Blocher-Propaganda hält und der Meinung ist, er „hätte seinen Werbefilm selbst bezahlen sollen“, hat entweder während des Films geschlafen oder einfach nicht kapiert, was Brons Film erzählt.

Indem Bron den Politiker so nahe begleitet und versucht, dem Phänomen Blocher auf die Fährte zu kommen, demontiert er gleichzeitig den Mythos und zeigt den Unsinn einer Dämonisierung allein aufgrund des Namens „Blocher“. Zum Vorschein kommt nicht der mächtige Schweizer Politiker, kein Volkstribun, sondern ein alter Mann mit einem zugebenermassen etwas speziellen Sinn für Humor, ein Mensch, der eine sehr bewegte Geschichte hinter sich hat. Brons Stimme aus dem Off kann man als Grabesrede interpretieren, aber auch als Anklageschrift. Oder einfach als ausbalancierende Hintergrundinfo. Respektvoll, ja. Aber oft, in Kombination mit den Bildern, auch bitterböse und direkt.

Bron schafft das beinahe unmögliche: man fiebert mit, leidet mit und ist immer wieder befremdet. Will ich wirklich zusehen, wie Christoph Blocher auf seinem Sofa liegt und schläft? Er wirkt plötzlich sehr verletzlich. Will ich sehen, wie er im leeren Bundeshaus sitzt und sinniert? Will ich Frau Blocher im Hotelbett liegen sehen?

Der mächtige Mann wird mit einem Mal zu einem Menschen und man fragt sich nicht mehr, wie er das geschafft hat. Es wird einem beim Zuschauen klar. Er ist angetrieben von seiner Geschichte, seinem Leben und seinen Träumen. Wie jeder Mensch. Dabei relativiert Bron nicht, er zeigt einfach. Und das überaus gekonnt.

MAKE LOVE – oder wie man Bauarbeiter verlegen macht.

MDR gehört nicht zu meinen Lieblingssendern. Zu sehr verstört haben mich Schlagersendungen, die ich damals noch mit meiner Mutter angeschaut habe. MDR hatte für mich immer den Goût eines altbackenen Provinzsenders. Meine Erwartungen an das neue Format „Make love“ waren dementsprechend niedrig.

Doch ich sollte überrascht werden.
Ann-Marlene Henning, Autorin, führt durch die Dokufolge 1 „Was ist guter Sex?“. Was mir besonders gefiel, war ihr Auftreten: keine verknorzte, krampfhaft aufgestellte Sextante, sondern eine Frau mittleren Alters mit einer tollen offenen Ausstrahlung.

Sie quatscht mal kurz ein paar junge Bauarbeiter in Sachen „Was ist für euch guter Sex?“ an und kriegt Antworten sowie verschämte Gesichter. Doch die Verlegenheit währt nur kurz. Als Zuschauerin kriege ich das Gefühl: der Frau ist nichts peinlich. Mit der kann man reden.

Das junge Pärchen tut’s dann auch. Frau Henning steht bei ihnen vor der Türe. Natürlich erwähnt sie nebenbei, dass das so abgemacht ist. (Danke, hätten wir sonst nicht bemerkt, trägt aber zur guten Stimmung der Sendung bei.)
Hennings lockere, aber konzentrierte Art löst die Zungen des Paares. Was mir dabei besonders gefällt, ist, dass das Paar mit seinen Problemen nicht vorgeführt wird. Das ist in Zeiten wie heute echt ungewöhnlich!

Am Ende wissen wir natürlich nicht genau, was das Paar jetzt mit den erarbeiteten Ratschlägen anstellt. Das ist auch nicht so wichtig, denn die beiden sehen nun wesentlich zufriedener aus als am Anfang der Sendung und das ist doch schon mal was.

Mein Fazit: ich werde mir auch die nächsten Folgen anschauen. Schliesslich lernt frau nie aus!

Tatort Erfurt: Kalter Engel oder – Mach die Balkontüre zu!

Ein Tatort aus Erfurt. Darauf haben wir alle doch schon lange gewartet. Natürlich mobilisieren wir Schweizer als erstes unser geographisches Gedächtnis. Erfurt, das ist doch da, wo… Häh?

Als erstes erleben wir eine Verfolgungsjagd.
Wir bemerken: Erfurt hat was. Besonders hohe Mauern.

Dann lernen wir endlich die neuen Ermittler kennen: Funck und Schaffert und die nervige Praktikantin. Die Protagonisten wirken jung und etwas profillos.
Die nervige Praktikantin fällt als erstes auf. Ihre Sätze bleiben zumindest haften: „Im Stehen kann ich nur schlecht denken“ mag zwar jeder Feministin im Hals stecken bleiben. Doch in diesem Tatort hat der Satz durchaus Berechtigung, wie wir noch sehen werden.

Für einmal geht es nicht um popelige Themen wie Spionage und/oder Russland, sondern um Escort-Service. Ha! Wir lernen auch sehr schnell, dass nur hässliche Männer Frauen bezahlen, damit sie mit ihnen einen schönen Abend verbringen.
Natürlich haben wir alle eine Vermutung, wer das Opfer umgebracht haben könnte. Die üblichen Verdächtigen sind jedoch zu blass. Und so sehen wir der nervigen Praktikantin zu, wie sie den Täter fast dingfest macht.

Thomas Bohn, einer meiner Lieblingsregisseure war auch Herr über diesen Tatort. Ich habe beinahe an ihm gezweifelt und mit blutendem Herzen an „Die Kampagne“ oder „Tod im All“ gedacht. Dass „Kalter Engel“ für einmal mal wieder in wirklichen Farben und nicht blutleer entsättigt gedreht wurde, macht mich glücklich. Herr Bohn hat zumindest mich in Sachen Finale nicht enttäuscht.

Ich warte gespannt auf die nächsten Folgen…

SRF Gipfelstürmer: Einmal volltanken, bitte!

Bitte verstehen Sie mich richtig: ich liebe Listen. Ich bin sozusagen eine Listen-Liebende. Und ich mag gute Shows.

Nun könnte man meinen, SRF Gipfelstürmer sei einfach so ein helvetisches Geschwurbsel, das jegliche Kreativität vermissen lässt. Nein, meine Herrschaften, da liegen Sie aber falsch!

In der zweiten Staffel der SRF Gipfelstürmer empfängt Nik Hartmann verschiedenste Gäste. Genau das ist das Problem. Während der ersten Staffel konnte sich der Zuschauer mit jenen Personen quasi anfreunden. Maja Brunner und Hanspeter Latour gehörten doch schon nach dem ersten Samstagabend zur Familie. Anders bei der zweiten Staffel, wo die Gäste von Sendung zu Sendung wechseln.

Vielleicht bin ich da die Einzige, aber ich fand es herzlich doof, dass die Boulevardzeitung B. darüber berichtete, dass zu viel Alk in den Schweizer Fernsehsendungen konsumiert wird. Zumindest bei den Gipfelstürmern wirkten die Gäste wesentlich entspannter, wenn sie zum obligaten Chäsplättli Weisswein intus hatten.

Über die „Abstimmungen“ kann man sich streiten. Wenn’s um den beliebtesten Schweizer Fernsehpromi geht, sagt ja wirklich jeder im Moment: „Nik Hartmann!“ Und das mit Recht! Man mag sich allerdings fragen, wie peinlich eine solche Umfrage ist, wenn der Betreffende selber da sitzt und die Sendung moderiert.
Ich wage zu fragen, warum das Schweizer Fernsehen diesem tollen Typen nicht schon längstens eine wirklich gute, eigene Sendung gibt, anstatt ihn langsam zu verheizen, wie man es schon mit Mäni Weber gemacht hat! Wenn ich allerdings an das Historienverständnis des Senders denke (#dieSchweizer) wird mir recht schnell klar, dass der Publikumsgeschmack nicht viel zählt…

Und dann diese Themen: „Der schillerndeste Wahlschweizer“. Sorry, wen interessiert das? (Mich, ehrlich gesagt nicht.) „Die 30 schönsten Schweizer Promipaare“ mit Irina Bellers Brüsten, ihrem schnitzelschlagenden Baulöwen und PaolaundKurtFelix in einer Liste. Und dann gewinnt trotzdem dieser Tennisspieler mit seiner Frau? Ich frage Sie im Ernst: WTF?

Ich habe mich echt gefragt, wer da befragt wird und wie. Der wirklich! tolle SRF Kundendienst erklärt, dass die Kandidaten von der „SRF-Fachjury“ erkoren werden. Am Ende wird dann per Marktforschungsinstitut in einer „repräsentativen Umfrage ermittelt“, wen Herrn (und Frau?) Schweizer am liebsten mögen.

Tolle Sache, das.
Mich jedenfalls braucht ihr nicht anzurufen…

Tatort München: Aus der Tiefe der Zeit

Ich bin ein echter, alter Fan der Münchner Ermittler.
Die letzte Folge habe ich leider verpasst. Diese heute abend hab ich gesehen. Mir wär‘ lieber, es wär‘ andersrum gewesen.

Dabei verhiess der heutige Tatort „Aus der Tiefe der Zeit“ so viel Gutes.
Meret Becker, Martin Feifel und Erni Mangold spielten mit. Ein Vorspann wie bei „Falcon Crest“. Ich war gespannt.

Der Plot war verwirrend und das lag nicht nur an der Sprache.
Schnitte. Zooms. Filter. Dominik Graf jasst alles raus, was es bei Instagram zu sharen gibt. Der Qualität des Films ist das nicht wirklich zuträglich. Drehbuchautor Bernd Schwamm, 70, scheint auch eher in nostalgischen Gefilden zu tauchen. Leider ist sein Drehbuch so verwirrend, dass es nur Kopfweh und Kopfschütteln bereitet.

Meret Becker ist, wie meistens, herb wie ein Vanilletruffes und bezaubernd wie eine Rose mit dicken Dornen. Warum wir ihre blutverschmierten Brüste ansehen müssen, weiss nur Graf allein. Das Vergnügen sei ihm gegönnt.

Martin Feifel, in seiner Rolle als Peter Holzer, jagt dann mal schnell sein Hirn mittels Revolver an die Wand. Den Grund haben wir auch nach Auflösung des Falles nicht wirklich verstanden. Schade um die aufgeweichten Cornflakes an Cranberrysaft.

Übrig bleibt Magda Holzer, gespielt von der unbeugsamen Erni Mangold. Sie bleibt als einzige Protagonistin geheimnisvoll und spannend.

Batic und Leitmayr powern sich körperlich aus. Bis zur letzten Szene. Wir leiden mit. Es ist bestimmt nicht leicht, wenn Machos weisshaarig und müde werden.

Nicht loslassen!

Was soll ich bloss schreiben über diesen Münsteraner Tatort namens „Die chinesische Prinzessin“?
Dass ich Boerne und Thiel sehr mag? Wie platt…

Wie so oft in einem Tatort gerät einer der Hauptfiguren in eine romantische Verwicklung. Boerne triffts unvermittelt und hart: er hat ein Date mit einer chinesischen Künstlerin. Die sprachliche Barriere wirkt mehr als erotisch auf die beiden. Ein (Alb-) Traum in rot und schwarz.

Thiel flirtet mit Krusenstern, seiner Assistentin, die angenehm gealtert ist und endlich mal richtig ins Bild kommt. Sie trinken Wein aus Massgläsern und Thiel wacht am nächsten Morgen mit nacktem Hintern in grauer Bettwäsche auf.
Während der Chinesin also die Kehle durchgeschnitten wird, tummelt sich Thiel mit Krusenstern in unklarer Absicht herum. Was genau passiert, bleibt der Phantasie und den Schilderungen der Figuren überlassen. Fest steht, dass Boerne der Hauptverdächtige am Mord der Chinesin ist. Er ist bis zur Oberlippe abgefüllt mit Kokain.

Warum er in seinem Jeans-Anzug den Rest der Tatort-Folge miterlebt, weiss nur der Drehbuchschreiber. Logisch ist es nicht, Spass macht es aber trotzdem.
Schade ist nur, dass Frau Alberich und die Staatsanwältin zu Nebenfiguren verkommen. Sie wirken seltsam figurenhaft, fast wie Schattenmarionetten.

Die Bildsprache ist natürlich mal wieder entsättigt. Kein Schnickschnack. Keine Psychoscheisse. Gut!

Mein persönliches Highlight: die letzte Szene. Man möchte es jedem Mann gönnen, dass er mit einem Freund Turandot in schweren Zeit hört oder „je länger man ausharrt, desto höher die Erwartung…“

Ein Vorschlag zur Güte unter Freunden, liebes @srf

Ich staune seit Jahren, wie ihr es schafft, meine Generation als zukünftiges Publikum zu vergällen.
Schliesslich sind wir 30 bis 45jährigen die alten (und zahlungskräftigen) Säcke von morgen. Doch anstatt um uns zu werben und uns ein wirklich geiles Programm zu liefern, sorgt ihr dafür, dass ich und andere SRF1 und SRF2 meiden und wir uns stattdessen ausländische (intelligentere) Sender anschauen. Das kann’s doch wirklich nicht sein!

Nehmen wir diesen Samstagabend. Viele meiner Generation haben Kinder und gehen nicht mehr in den Ausgang. Ihr aber strahlt diesen verdummenden Mist „Best of Musikantenstadl 2013“ aus. Warum ausgerechnet jetzt? Warum am Samstagabend? Hasst ihr junge Eltern??
Und: Könnt ihr das nicht am Dienstagnachmittag ausstrahlen, wenn meine Oma und ihre Freundinnen Kaffee trinken und ihnen langweilig ist??

In aller Liebe: liebe Programmverantwortliche. Wir sind mit Peter Alexander und Peter Frankenfeld aufgewachsen. Ich mag gute Shows. Tolle Musiker. Sketches. Eine Band. Es wird doch wohl möglich sein, eine solche Sendung in der Schweiz auf die Beine zu stellen. (Bitte kommt nicht mit Happy Day. Die Sendung hat nicht das Format einer Rudi-Carrell-Show, was besonders an Röbi Koller liegt, der weder Charme noch Showtalent besitzt.)

Warum strahlt ihr nicht wieder eine Sendung wie „Übrigens…“ aus? Es gibt genügend hochtalentierte Kabarettisten und witzige Menschen. Ich vermisse, die Diskussionen am Tag nach der Sendung. Habt ihr Angst, dass wir vom Nachdenken krank werden könnten? Dass wir keinen Humor haben? Den braucht man nämlich, wenn man Euer Programm sieht.

Vielleicht, wenn ihr wirklich mal herausfinden wollen würdet, was wir wirklich gerne schauen, dann wären auch endlich die unsäglichen Billag-Diskussionen zu Ende.

Herzlichst, eure Zora

Tatort Luzern – Geburtstagskind

Ein 14 jähriges Mädchen feiert Geburtstag und wird kurz darauf tot aufgefunden.
Das Mädchen war schwanger.

Nun beginnt das wilde Treiben und Aufklären.
Verschiedene Leute sind verdächtig. Da ist der Vater, ein blonder, verlauster Mann mit offensichtlichen Problemen. In der Schweiz wird so einer „Querulant“ genannt. Der Freund des Opfers, Fabian, ist ebenfalls verdächtig, das minderjährige Mädchen getötet zu haben.

90 Minuten lang kreisen wir Zuschauer mit Kommissar Flückiger um das Geheimnis der Toten. Natürlich hat dieses mit der Glaubensgemeinschaft des Stiefvaters zu tun. Religion im Tatort ist schliesslich immer böse und schicksalshaft. Da kann nicht mal die Twin Peaks-Stimmung dagegen halten.

Was dem geneigten Zuschauer im Gedächtnis bleibt, ist die Kameraführung. Die Bilder sind grossartig. Trübe. Hoffnungslos. Zuletzt blaustichig.

Grossartig fand ich, trotz weniger Szenen, die junge, unverbrauchte Carla Chiara Bär als Opfer Amina Halter. Ihre Augen werde ich sehr lange nicht mehr vergessen. Stefan Gubser als Reto Flückiger ist markig, sensibel, doch trotzdem in seinen starken Emotionen nicht überzeugend. Delia Mayer hingegen fesselt. Ihre Mimik, ihre Gestik, ihr in Falten geworfenes, schönes Gesicht ist das Gewissen der Folge. Ihr nimmt man die Betroffenheit ab.

Nachtrag: Zum allerersten Mal war der Schweizer Tatort für mich auch in der „hochdeutschen“ Übersetzung erträglich. Ob das daran liegt, dass der Drehbuchautor Schweizer ist?

Resumée eines trüben Sommers

Ich bin ja kein sehr genügsamer Mensch, besonders, was Fernsehen angeht. Ich lasse mich gerne unterhalten. Leider blieb dies auch diesen Sommer auf SRF1 ein frommer Wunsch.

Während letztes Jahr „Cover me“ noch irgendwie witzig war, musste ich feststellen, dass dieses Sendegefäss ein schlechter Witz ist. Knackeboul mochte in seiner grenzenlosen Naivität 2012 noch charmant wirken; 2013 stellte sich heraus, dass dieser junge Mann weder Allgemeinbildung noch Interesse für irgend etwas anderes als sich selber besitzt. Das einzig gute an dieser Sendung war die Off-Stimme von Franziska von Grünigen. Schade. Aus dieser Sendung hätte echt was nettes werden können.

Nach 2010 wurde wiederum eine Art Inklusionsshow mit Namen „Üse Zoo“ gedreht. Wir begleiten eine Gruppe von Menschen mit einer geistigen Behinderung im „Alltag“. Natürlich sind die Protagonisten sympa. Auch der Plättlizoo Frauenfeld profitiert von der positiven Werbung. Ansonsten muss man dieses Konzept leider unter der Rubrik „schon gehabt“ abhaken.

Dann wäre da noch der unsägliche Donnschtig-Jass, eine Sendung, die schon mit Möneli Fasnacht unerträglich war. Mit Roman Kirchsperger hat sie zudem an Leichtgewicht und visueller Übelkeitserregung gewonnen.

In Schweiz aktuell begleitete Oliver Bono während drei Wochen eine Bergbauernfamilie. Zumindest die Landschaftsbilder und die unverbrauchten Gesichter waren bezaubernd. Aber auch hier schafft es SRF, die immer gleichen Bilder aus der Schweiz zu transportieren. Wir wissen nach drei Wochen nun endlich, dass in dieses vorgestellte Restaurant nur noch Schweizer Touris und keine Einheimische gehen. Schliesslich ist das Fernsehen da. Danke vielmals.

Kommen wir zu SRF bi de Lüt live: diese Sendung schaue ich seit Jahren. Ich mag sie und ich bemerke den fortschreitenden Niedergang, zu erkennen an der Ideenlosigkeit und der schlechten Dramaturgie. Natürlich ist Nik Hartmann immer Nik Hartmann. Er ist der Mittelpunkt der Sendung und das ist auch gut so. Auch seine anderen Protagonisten sind noch an seiner Seite; der Grillueli und Dani Hüsler, ebenso Annina Campell.

Nun muss man ja per se nichts schlechtes daran finden, wenn Nik plötzlich Spiele spielen muss und Annina Campell moderiert. Aber die Art und Weise, wie sie es tun, ist mühsam. Anninas Ausstrahlung als charismatische Fernsehfrau ist nun mal nicht wirklich gross. Dramaturgisch gesehen ist es ziemlich langweilig, wenn Nik die Spiele verliert und den Schatz nicht öffnen kann. Das Publikum in den verschiedenen Orten ist zur totalen Passivität degradiert. Das ging doch auch schon mal anders. Der Name sollte doch eigentlich Programm sein.

Ich will Nik nicht dabei zusehen, wie er sich zum Affen macht. Ich will zuhören, wie er interessante und nette Leute interviewt, mit ihnen Chäsplättli vertilgt, Rotwein trinkt, Grillwaren probiert und Witze reisst. Nicht mehr und nicht weniger.

Und dann ist da noch diese Sendung, bei deren Konsum ich mich vor ein paar Wochen halluzinatorisch wähnte: „Metzgete – heiteres Prominentenraten

Was an dieser Sendung heiter sein soll, entzieht sich meiner Wahrnehmung. Ich mein‘: Ich habe noch nie etwas derart Unlustiges im Schweizer Fernsehen gesehen. Sogar die Beerdigung eines Pferdes ist spannender.

Da bleibt mir nur eines: ich schalte um und schaue ARTE.