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Jeder Helvetier zahlt.

Ich bin etwas ambivalent in Sachen „Jeder Rappen zählt“.

Ein Spendenaufruf gehört zu Weihnachten wie die Löcher in meinen neuen Spiderman-Socken. Bereits das vierte Mal strahlt das Schweizer Farbenfernsehen eine mehrtägige Dauersendung aus. Die halbe Schweiz wird nach Luzern pilgern und dort die Moderatoren Kathrin Hönegger, Nik Hartmann und Franziska von Grünigen in der Glasbox anschauen und Geld spenden.

Ich liebe Dauersendungen. Ich liebe gute Moderatoren mit tollen Stimmen. Der Suchtfaktor ist relativ hoch, die Musik toll und ich lasse mich nicht ungern anstecken, doch…

Spenden ist eine edle Sache und offensichtlich etwas, das uns Schweizer auszeichnet. Wir geben gerne. Wir lassen uns gerne begeistern (und dafür feiern).

Natürlich ist das Thema der Spendensammlung emotional geladen. Während wir glücklich im „Wasserschloss Schweiz“ leben, gibt es jede Menge Menschen, die kein sauberes Wasser zur Verfügung haben. Da steigen Sportler in ihre Trainingssachen und rennen für den guten Zweck herum. Auch Promis schauen gerne in der Sendung vorbei, strampeln auf der Wasserpumpe und ziehen wieder ab. Alle machen mit. Alle finden sich toll. Alle haben sich lieb. Schliesslich ist bald Weihnachten.

Doch wo bleibt der Einsatz für die anderen, wenn Weihnachten (und damit JRZ) vorüber ist? Es braucht definitiv mehr als Smartphone, PC und Spenden, um anderen zu helfen. Wer von den geneigten Lesern würde denn eingreifen, wenn in der Nachbarschaft ein Kind offensichtlich misshandelt wird? Wer würde einfach so einer alleinerziehenden Mutter zur Seite stehen, wenn sie einen Babysitter braucht? Wer pflegt einfach so seinen alten Grossvater?

Die ganze Sache ist definitiv komplizierter, als es auf den ersten Blick scheint. Die meisten guten Taten im Leben laufen eben ohne Kamera über die Bühne.

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