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Hüttengeschichten

Ich freu mich alle paar Wochen wieder über die neuen Filmchen im Format „SF bi de Lüt“.
Mir ist es ja eigentlich egal, ob Rentner singen, Bäuerinnen kochen oder Randgruppen sich zeigen können, Hauptsache ist doch, die Story stimmt und fesselt.

Bei Hüttengeschichten ist alles anders.
Für einmal kriegen wir Zuschauer verschiedenste Lebensmodelle vorgesetzt:
Da ist die blonde Mittvierzigerin, die mit Freund und Helfer Ramon in den Glarner Alpen eine SAC-Hütte betreibt. Als unprüde Zuschauerin freue ich mich natürlich über diese unkomplizierte Dreierkiste. Die Jungs sind ja auch zu süss.

In der nächsten Hütte arbeiten Peter und Debi, die nicht nur unterschiedlich alt, sondern auch noch in freudiger Erwartung sind. Also: Debi ist schwanger und Peter grübelt. Das geht uns allen doch gleich, oder?

Tanja und Jeanne, zwei fähige junge Frauen, die anpacken können und auch sonst sehr motiviert sind, werden sprachlich etwas ambivalent eingeführt. Niemals erwähnt der Sprecher, dass die beiden Frauen ein Paar sind, obwohl es doch offensichtlich ist. Offensichtlich ist es auch, dass man das dem Schweizer Freitagabend-Publikum nicht zumuten darf. Erst der SAC-Typ spricht es dann aus, dass die beiden Frauen in einer Partnerschaft leben.

WTF? Wie verlogen ist das Schweizer Fernsehen?
Als Zuschauerin wünsch ich mir klare Worte. Es ist keine Schande. Man braucht dafür keine sprachlichen Umschreibungen wie „die beiden Frauen“. Nein. Die Zeiten sind vorbei. Gute Geschichten kann man einfach so erzählen. Ich hoffe, die merken das auch noch, beim Schweizer Farbenfernsehen.

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