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Happy Day, oder wie man Mitmenschen bloss stellt.

Es ist immer wieder spannend zu sehen, wie sehr doch eine Fernsehsendung polarisieren kann. Das beste Beispiel ist „Happy Day“. Röbi Koller entführt den Zuschauer in eine Welt der guten Schweizer, des Dankes, der Rührung.

Wir sind dabei, wenn eine junge Frau ihrer Familie dankt, weil sie sie so gut gepflegt hat nach dem schweren Unfall mit Nahtoderlebnis. Man ist wirklich den Tränen nah, wenn sie mit Mühe ausdrückt, was sie bewegt. Ein komisches Gefühl bleibt. Warum macht sie das im Fernsehen? Hätte sie ihre Familie nicht auch so auf die Engstligenalp bringen können, um ihnen Dank auszusprechen? Sieht man in die Gesichter der Angehörigen, so wirken sie auf mich eher peinlich berührt und leidend.

Auch das kleine Mädchen, das von seiner Mutter auf die Bühne gezerrt wird, um eine „lustige Geschichte“ zu erzählen, die in den Ferien passiert ist, tut mir leid. Es wirkt sehr schüchtern, weint fast vor Angst. Aber die Mutter, sehr aufgestellt, fordert die Kleine fröhlich auf zu erzählen, wie es seinen iPod im Sand vergraben und vergessen hat. Mir scheint, dass selbst dem Moderator für einen Moment lang die Worte ausgingen, als das Mädchen dann in einem Sandhaufen wühlen musste und einen iPod ausgrub. Es wirkte unglücklich. Kein Wunder!

Natürlich gab es auch wirklich schöne Situationen: da war beispielsweise das Thurgauer Grosi, welches so gerne Panzer fahren wollte. Eine wirklich spannende Situation, in der man sich als Zuschauer aufrichtig für die vom Schicksal gebeutelte, aber immer positiv denkende Frau freut.

„Ein Dorf hilft“, die Umbau-Story der Sendung, war ebenfalls eindrücklich. Man freut sich für die vaterlose Familie, die eine neue Stube, ein Bad und eine saubere Küche bekommt. Unfreiwillig witzigste Showact war hier Andrin Schweizer, der schwarzen Schimmel in der Dusche entdeckt. Köstlich!

Die ältere Dame, die sich als grosser Fan von Peter Kraus herausstellt und sogar mit ihm shaken geht, scheint die Situation sehr zu geniessen und man freut sich mit ihr.

Was nach „Happy Day“ für mich jeweils bleibt, ist die Hoffnung, das Potential der Sendung (positive Gefühle, Freude und Rührung) nicht zugunsten kurzweiliger Effekthascherei zu verschenken.

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