Skip to content

Weder Kostümschinken, noch falsches Pathos: The Adventures of Sherlock Holmes

Wer wie ich in den 80ern aufgewachsen ist, erinnert sich sicherlich an all jene wunderbaren Fernsehserien, die einem den Alltag versüsst und das Auge geprägt haben. Und weil Seriensüchtige eine kaufkräftige Zielgruppe sind, gibt’s auch immer wieder mal ein Schmankerl, das nicht in der Sammlung fehlen darf.

So gehört auch „Die Abenteuer des Sherlock Holmes“ (1984 – 1994 gedreht) in jene rare Sparte „unverzichtbar“. Dies ist hauptsächlich dem wunderbaren Hauptdarsteller Jeremy Brett, sehr angenehm von Franz Viehmann synchronisiert, zu verdanken, der mit seiner Schauspielkunst dem legendären Privatdetektiv Leben und Tiefe einhaucht. Brett führt den Zuschauer sehr nahe an den drogensüchtigen Denker und Kriminalisten heran. Depression sowie eine gefährliche Erotik gehen von seinem Holmes aus und auch nach über 25 Jahren nimmt einen seine Darstellung gefangen.
Überhaupt ist die ganze Serie schön anzusehen. Da fahren Kutschen herum, die Innenräume sind geschmackvoll gestaltet und die Kostüme, besonders die Anzüge der Herren, lassen keine Wünsche offen.

Dramaturgisch gesehen gehört „The Adventures of Sherlock Holmes“ in dieselbe Kategorie wie „Poirot“: Die Serie ist werktreu produziert und es kommt absolut nie Langeweile auf, ganz egal, ob man sich „Das Haus bei den Blutbuchen“ (sehr gruselig) oder die tragisch-komische Folge „Die Liga der Rothaarigen“ anschaut. Mein persönlicher Favorit ist „Die tanzenden Männchen“, eine Folge die sowohl hochdramatisch, als auch technisch interessant gestaltet ist. Und wenn ich Ihnen verrate, dass der Titel der Folge auch Programm ist, können Sie gespannt sein…

Leider sind die Staffeln aufgrund fehlender Synchronisationen wild durcheinander gewürfelt: So werden Staffel 1 und 2 von Koch Media als „komplette erste Staffel“, 3 und 5 als „komplette zweite Staffel“ angeboten, wobei die 5. mit Untertiteln versehen wurde. Staffel 6 und 9 hingegen wurden als „3. und 4. Staffel“ verkauft und neu synchronisiert (sic!). Die Langfolgen schliesslich sind bei Polyband erschienen und sind entweder einzeln oder in der Box „Die Sherlock Holmes Collection“ erhältlich. Wahre Fans (und die wird es hoffentlich nach dem Genuss einer einzigen Folge zuhauf geben) wird das nicht abschrecken. Aber mühsam ist es trotzdem.

Ganz nebenbei ist noch zu erwähnen, dass Jeremy Brett wohl in der Realität von seiner Rolle eingeholt wurde: Nach dem Tod seiner zweiten Frau verfiel er erst in Depressionen, seit Mitte der 80er Jahre litt er an manisch depressiven Anfällen. Nur mit Mühe und Not fand er aus der Rolle des Holmes nach den Dreharbeiten heraus. 1995 verstarb er im Alter von 61 Jahren.

One Trackback/Pingback

  1. » Prinzessin, Löwe oder doch Cowboy? Nina's Mutterblog on Donnerstag, Juli 29, 2010 at 13:05

    […] Mama! Ich möcht’ zum Fasching als Löwe gehen!” So oder so ähnlich hören sich die Kostümwünsche der Kleinsten oft an. Scheinbar lautet das Motto: Je origineller und komplizierter mein […]

Post a Comment

Your email is never published nor shared. Required fields are marked *
*
*