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Darwin hatte Recht.

Zappen ist so eine Sache. Manchmal stösst man auf Perlen (Karambolage auf ARTE ist so ein Beispiel) und manchmal findet man wahre Salzkristalle der Unterhaltung. So geschehen gestern abend, wobei ich mich noch immer frage, ob ich nicht doch einen Sonnenstich vom schönen Wetter hatte.

„Schwiegertochter gesucht“ heisst dieses Kleinod der white trash konzentrierten Unterhaltung. Der Titel dieser Sendung ist vielleicht ein wenig irreführend, denn soweit ich mich erinnere, traten darin keine Schwiegermütter oder -väter auf. Viel mehr kriegen all jene lieben, aber wie es scheint etwas von Tschernobyl verstrahlten, Frauen eine Plattform, um sich nochmals darzustellen. Vera Int-Veen führt mit ihrer sensiblen Stimme den Zuschauer durch 70 Minuten wahre Gefühle, undeutliche Aussprache und Menschen, denen man es wahrlich ansieht, dass sie immer nur Pech im Leben gehabt haben.

Da ist beispielsweise „die gläubige Monika“, die lichtempfindlich ist und mit Gitarre und Bergen von Koffern durch Deutschland fährt, um Frührentner Ulf kennenzulernen. Dieser hat mit einem Brief an RTL sein Interesse an ihr bekundet. Auch er ist (diesmal durch einen Unfall) schwer gezeichnet, findet die wuchtige Monika aber nett und lieb. Die beiden musizieren sogar mit Gitarre, Akkordeon und Stimme, wobei man nur hoffen kann, dass Monika sich bald bei DSDS bewirbt.

Die Idylle zerfällt, als er ihr eine katholische Bibel schenkt und sie sich nicht vor Freude den rosafarbenen Übergrössen-Pyjama vom Leibe reisst. Kurzerhand bittet er, schwer beleidigt, dass sie doch sofort ihre Sachen packen und verschwinden möge. Ich weiss ja nicht, wie’s den anderen Zuschauern ging, aber ich dachte: gerade noch mal Glück gehabt, altes Mädchen …

Und dann sind da noch Melanie und Heinrich (der Typ aus Bauer sucht Frau). Die blonde Raumpflegerin und der lustige Schäfer scheinen wie füreinander geschaffen. Er ist hin und weg, als sie seinen Nacken massiert, was ja für eine Ehe oder einen One-night-Stand keine schlechte Grundlage ist.

Zu guter Letzt lernen wir Beate und André kennen, wobei ich anmerken muss, dass Andrés Sätze alle untertitelt werden mussten, da dieser Mann anscheinend die deutsche Sprache nicht beherrscht. Er kommt aus dem Sauerland.

„Schwiegertochter gesucht“ ist ein so genanntes Besenwagen-Format. Wie der besagte Wagen am Ende eines Rennens, sammelt es jene armen Seelen ein, die beim harten Wettkampf der Evolution kein As im Ärmel haben, sich aber trotzdem munter vermehren wollen, wenn sie nur könnten. Da man bei ihrem Erscheinen auf der Strasse sofort die Seite wechselt, greifen sie zu einem harten Mittel. Sie gehen ins Fernsehen und machen sich lächerlich. Und weil RTL auf Unterhaltung für white trash spezialisiert ist, kriegen die Besenwagenfahrer am Sonntagabend auch eine Plattform. In den Werbepausen strahlt der Sender ein Quiz aus, dass sich mit seiner Beschaffenheit an Menschen richtet, die nicht einmal die Grundschule besucht haben:
Frage: Was suchen diese Frauen?

A) ihre grosse Liebe
B) den grossen Schuhschrank.

In diesem Sinne.

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