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Vergissmeinnicht oder wie ich lernte, undercover zu lieben.

Wie immer ermittelt der Kommissar Cenk Batu verdeckt. Egal ob als Maulwurf, Fledermaus oder Schildpattkatze, der Kommissar mit den tollen Augenbrauen und dem Blick aus purer Glut überzeugt. Auch wenn er seinen Kollegen in einer Schwulenbar trifft, um ihm die wichtigsten Infos zu übergeben, er ist einfach cool. iPhone ahoi. Nebenbei lernen wir auch noch gleich, wie man(n) ein Window-Programm so installiert, dass man Gott und die Welt dabei abhören kann. Klar, findet meine Oma auch toll. Batu hat keine Familie. Keine Freundin. Keinen Gesangsverein. Das kanns aber nicht sein, oder?

Batus Chef wird ermordet. Einige Szenen später trollt sich der anatolische Hüne zärtlich mit Desirée Nosbusch zwischen den Laken. Seine männlich behaarte Brust sieht toll aus. Aber Nosbuschs Rücken ist unerreicht. Gestern. Heute. Morgen. Immer.

Und dann läuft wieder Sinatra. The Girl from Ipanema. Batu leidet still vor sich hin, auch wenn ihm die Beweise wie Sand zwischen den Fingern zerrinnen. Weder Silicium 3 noch schwarzes Silicium. Da kann man eben nichts machen.

Die bahnhofsdurchsageartigen Anleitungen aus dem Off, wie man(n) mit Rechnern umzugehen hat, haben was verwirrendes. Wenn dann die Ausdrücke „Bundestrojaner“ und „Soutane“ fallen, wundern wir uns nicht mehr. Hier geschieht grad etwas sehr Verbotenes.

Vergissmeinnicht fällt auf durch seine zeitweise originelle Bildschirmteilung, die mich an irgendwas zwischen 24 und Bullitt erinnert. Die Farben sind verfremdet und kühl. Alles wirkt sehr distanziert. Kurtulus‘ Darstellung des Cenk Batu hingegen ist vordergründig sachlich, oberflächlich, doch in kurzen Momenten taut er auf und seine Augen leuchten. Ich fragte mich, ob verdeckte Ermittler wirklich Sex haben dürfen… Auf mich wirkt der Hamburger Kommissar wie eine Mischung aus John Cusack (in Con Air) und meinem geliebten Zollfahnder Kressin, allerdings ohne dessen Humor.

Die „neuen“ Hamburger Tatorte sind interessant, wenn auch zeitweise etwas verwirrlich. Man sollte sie sich nicht ansehen, wenn man unter Depressionen, Höhenangst oder aber eingewachsenen Zehennägeln leidet.

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