Interessehalber verfolge ich das neuste Meisterwerk des Eidgenössischen Farbenfernsehens mit. „St. Moritz – Ein Wintermärchen“ heisst das Ding und es polarisiert. Als Füdlibürger hockt man entsetzt, angewidert und überaus fasziniert vor der Kiste und verfolgt das Leben der Schönen, Reichen und wirklich wichtigen Leute. Mona Vetsch, die ansonsten so quirlige und respektlose Fernsehfrau, scheint besänftigt beim Anblick des Treibens im Badrutt. Mit ihr latschen wir durch Hotelküche, Villen und Schneefelder. Selten stellt sie wirklich kritische Fragen. Kritiker der Sendung kreiden ihr an, sie wolle nur wissen, was wieviel gekostet hat. Ich meine, ganz ehrlich. Das wollen wir doch alle.
Natürlich sind wir neidisch auf Menschen, die mit 10-Franken-Mineralwasser gurgeln. Wenn wir die Wahl hätten zwischen unserem Leben, das traurig, steuerbeladen und von Existenzängsten geprägt ist, würden wir uns doch auch für den Luxus und die Dekadenz entscheiden. Warum also dieser Aufschrei?
Wenn Herr X. aus Y. schreibt, er möchte viel lieber das harte Leben einer Bergbauernfamilie im Fernsehen sehen, muss ich mir ein fieses Lachen verkneifen. Das will doch nun wirklich keiner wissen! Seien Sie ehrlich: dann bräuchten Sie doch nur Ihren Nachbarn, mit denen Sie seit Jahren einen Rechtstreit führen, in die Stube zu schauen. Wir müssten uns mit unseren Mitmenschen, die wir allesamt daneben finden, auseinander setzen und das ist ja nun wirklich unschweizerisch.
Da ist es sehr viel helvetischer, über reiche alte Säcke, deren botoxverseuchte Begleitungen, grosse Autos und Kaviar zu motzen. Und zu guter Letzt schimpfen wir dann alle über das Schweizer Fernsehen, das nicht jene Sendungen ausstrahlt, die die schweigende Mehrheit zu sehen wünscht (Musikantenstadl, den Mäntig-bis-Sunntigjass) und nicht jene Künstler fördert, die unser trauriges Leben mit Licht erhellen (Oeschs die was weiss ich wievielten). So sage ich zum Schluss nur eines: Mona Vetsch ist nicht schuld. Fernsehen ist Teamarbeit. Habt Erbarmen mit ihr. Sie ist toll. Macht jetzt bloss keine Hexenjagd auf die kleine Thurgauerin. Dafür ist sie zu gut.
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