Der Dienstagabend ist mir heilig. Schon zu jenen Zeiten, als ich noch pickelig zu Papas Füssen sass, mussten wir einfach Kriminalfälle lösen. Lange Zeit taten wir das mit Matula (O-Ton Papa: „Du wirst schon sehen, der kriegt bestimmt eins in die Fresse“) oder mit Derrick („Das war heute aber wieder ein sehr philosophischer Krimi“) oder mit dem „Alten“(„Der hat sein Team auch nur als Kulisse…“)
Mittlerweile ermittelt nur noch der gute Hirte Josef, aber es besteht immerhin Hoffnung für die deutsche, intellektuell angehauchte Krimilandschaft. Schliesslich gibt’s ja den Kriminalisten, Bruno Schumann, der yul-brynner-mässig von Christian Berkel gespielt wird. Ja, wir finden Bruno Schumann sexy, auch mit 50 ist seine Kopfhaut noch perfekt straff, sein Hals ist es weniger. Schumann hatte ein schweres Leben, er hat seine kleine Tochter verloren. Diese Tatsache beschäftigt ihn bei fast allen Fällen. Zumindest ist die Serie in diesem, psychologisch interessanten, Punkt, ganz und gar unironisch von mir gemeint, realistisch.
Schumann arbeitet mit Kommissar Henry Weber zusammen, der von dem wunderbar knuffigen Frank Giering gespielt wird. Henry Weber hat beim Ermitteln einen Vorteil. Er gibt den Verdächtigen das Gefühl, dass es ihn wirklich interessiert, was sie so zu erzählen haben. Natürlich trifft das nicht zu, denn grundsätzlich vermutet er hinter der Maske einer alten Oma die gierige Sexverbrecherin und bezichtigt arbeitsame deutsche Geschäftsleute der Mordverschwörungen.
Grundsätzlich ist die Serie sehr realistisch gehalten. So ziemlich jeder Tatort spielt in einer alten Villa, deren Wände mit teuren Hölzern ausgekleidet ist. Die Opfer werden nie wegen niedriger Beweggründe wie Raub mit Todesfolge oder während eines Amoklaufs getötet. Meistens sterben die Menschen in dieser Serie aus Leidenschaft. Im Zeitalter der Cyberbeziehung wundert man sich darüber; man möchte abschalten, kann es aber nicht, weil man doch wissen will, wen Weber als nächstes in die Mangel nimmt…
Ich wundere mich aber schon sehr über die Drehbücher. Da passiert ein Mord in der gutbürgerlichen Villa und der Kriminalist unterhält sich Tage später mit der Haushaltshilfe am Tatort über die Tote, während die gute Frau bügelt. Toll. So funktioniert Tatortuntersuchung im Deutschen Fernsehen…
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